Was für den perfekten Lebenslauf in 2025 gilt

Veröffentlicht am von Irina Mesko

habe ich im Interview im Sekretaria-Magazin 1/2025 erklärt. Hier folgt ein kleiner Ausschnitt aus dem Interview; Sie können das komplette Interview auch als PDF herunterladen.

Der perfekte Lebenslauf in 2025 und was es dabei zu beachten gilt!

Es gibt viele Gründe, nach einer neuen Stelle in einem anderen Unternehmen Ausschau zu halten. Vielleicht läuft es am aktuellen Arbeitsplatz nicht gut, vielleicht stimmt das Teamklima nicht (mehr) oder vielleicht ist es mal wieder an der Zeit für etwas Neues. Allerdings ist man nach ein paar Jahren im selben Job meist nicht mehr up to date, was Bewerbungen angeht: Was gehört da heute noch rein, was nicht? Wie soll eine Bewerbung aussehen – insbesondere der Lebenslauf?

Bewerben 2025: KI als erste Hürde

Vor ein paar Jahren gab es das vorwiegend in Großunternehmen, heute ist es auch in mittelständischen Unternehmen weit verbreitet: das CV-Parsing. Dabei handelt es sich um eine automatische, KI-gestützte Analyse von Seiten, die zuvor im Bewerbungsportal hochgeladen wurden.

Die CV-Parsing-Software filtert die gewünschten Daten wie Bildungsabschlüsse, Berufserfahrung, Sprach- und IT-Kenntnisse aus dem PDF oder sonstigen Dokumententyp heraus und überträgt sie in eine Datenbank.

 

Kann ich mit ChatGPT meine Bewerbung schreiben lassen?

Kann man schon machen, ist aber nicht gut. Und ehrlich gesagt, ich kann diese Frage nicht mehr hören! ChatGPT erstellt Bewerbungen, die ein geschultes Auge sofort erkennt. Ich muss aber auch zugeben, dass manche Bewerber lieber KI nutzen sollten, als es nicht zu versuchen. Die Qualität von Bewerbungen sackte die letzten Jahre erheblich ab. Viele Bewerber haben den Eindruck, sich keine Mühe mehr machen zu müssen, da der aktuelle "Bewerbermarkt" auf deren Seite ist. Aber so ist das nicht!

Wenn die Bewerbung also tatsächlich gut werden soll, nutzt bitte keine KI dafür! Bezahlt einen (echten) Experten für das Erstellen der Bewerbungsunterlagen oder gebt Euch einfach Mühe! Wenn man für eine Bewerbung weniger als 4 Stunden benötigte, bin ich erstmal skeptisch.

Daten sind durchsuchbar

Für die Personalabteilung hat das den Vorteil, dass die Daten aller Bewerber perfekt aufbereitet werden und sich nach den gewünschten Kriterien durchsuchen lassen, zum Beispiel: „Finde alle Personen mit fünf oder mehr Jahren Berufserfahrung, sehr guten Englischkenntnissen und Expertise im Projektmanagement.“ Nur die Unterlagen derjenigen Bewerber und Bewerberinnen, die diese Anforderungen zu 100 Prozent erfüllen, sieht sich die Personalabteilung anschließend genauer an.

CV-Parsing überwinden und den perfekten Lebenslauf erstellen

Für diejenigen, die eine Bewerbung schreiben, heißt das: Sie müssen zuerst das CV-Parsing überwinden. Findet die Software z. B. wegen einer besonderen visuellen Gestaltung oder auch wegen eines einfachen Tippfehlers bestimmte Informationen nicht im Lebenslauf, sortiert sie die Bewerbung sofort aus. Man ist also aus dem Spiel, bevor es überhaupt begonnen hat. Daher bitte auch auf Rechtschreibung! Es handelt sich hier nicht nur um ein "Nice-to-have" sondern um ein "Must-have".

Deshalb mein Rat: Verzichtet um Himmels willen auf hippe Balken-Diagramm oder funky Sternchen für Sprach- oder IT-Skills. Mich persönlich macht es wahnsinnig, wenn ich 5,- 3- oder 2-Sterne-Fähigkeiten interpretieren muss. Verwendet bitte eindeutige Einstufungen wie "gute, sehr gute oder verhandlungssichere Kenntnisse ". Dann klappt es auch mit der Bewerbung!

 

Ein Lebenslauf ist keine Biografie!

Eine Bewerbung ist nüchtern betrachtet nach wie vor eine Darstellung der Lebensgeschichte, die Grundstruktur aus Deckblatt mit Foto, Bewerbungsanschreiben, Lebenslauf und Zeugnissen. ABER: Bitte beachte dezidiert, was im Lebenslauf aufgenommen wird. Es macht keinen Sinn, den VHS-Excelkurs vor 20 Jahren zu erwähnen oder alle, wirklich ALLE, Softwares oder IT-Programme, mit denen du je gearbeitet hast. Wenn ich ein 5-seitiges Werk mit diversen Skills bekomme, schalte ich ab und lege die Bewerbung zur Seite. Warum? Weil der Bewerber offensichtlich nicht begriffen hat, worum es geht. Schreibt ausschließlich die Fähigkeiten in den Lebenslauf, die auch mit der Stelle matchen. Darüber hinaus nur Relevantes. Auf welcher Grundschule man war, interessiert sicher niemanden..

Ist das Design des Lebenslaufs entscheidend?

Das Design ist heute nicht mehr ganz so nüchtern. Man kann die Unterlagen individuell gestalten, je nach Branche mehr oder weniger kreativ. Grundsätzlich geht es auch hier darum zu zeigen: "Ich bin das perfekte Match für diesen Job!". Ich rate zu schlichten, schicken Designs. Wer möchte, kann natürlich Designs mit Balkendiagrammen und Piktogrammen nutzen, die im kreativen Bereich gut ankommen. Denkt hier aber bitte wieder an die CV-Parser! Man muss diese ganze Designsache aber auch nicht übertreiben. Der Inhalt muss stimmen. Wenn dieser nicht stimmt, nützen auch die feschesten Designs nichts.

Wie lange sollte der perfekte Lebenslauf sein?

Manchmal bekomme ich Lebensläufe, die 6 oder 7 Seiten lang sind. Das ist natürlich zu viel. Denkt immer daran: Ein Lebenslauf ist KEINE Biografie. Legt den Fokus auf die letzten Jahre. Praktika, die 20 Jahre her sind, haben keine Wichtigkeit! Normalerweise kommt ein Lebenslauf mit 2 Seiten aus. Bei erfahrenen Kandidaten kann er schon mal länger sein. Dann ist das eben so und man sollte ihn nicht krampfhaft kürzen. Versucht, klug zusammenzufassen. Lücken bis zu 3 Monaten müssen nicht erklärt werden. Darüber ja, aber verkünstelt euch nicht. Es ist nur eine Lücke, nicht die Erfindung der Weltformel. Übrigens: Die wenigsten Personaler haben Zeit, einen Lebenslauf akribisch nach Lücken zu untersuchen!

 

Was gehört unbedingt in einen guten Lebenslauf?

Entscheidend ist, dass die Persönlichkeit des Bewerbers herüberkommt, ihre Stärken und Kompetenzen, und zwar abgestimmt auf die Position. Bei der Berufserfahrung sollte man jeweils die Aufgabenbereiche darstellen, aber nur als Stichpunkte, jeweils nicht mehr als zehn und ebenfalls abgestimmt auf die Position. Wenn beispielsweise in der Stellenausschreibung Mehrsprachigkeit gefordert ist, stellt die Betreuung internationaler Kunden heraus. Das gilt auch für das Bewerbungsanschreiben: Wenn Stressresistenz in der Ausschreibung gewünscht ist, gehe im Anschreiben wie folgt darauf ein: "Ich bleibe auch ruhig, wenn alle Telefone gleichzeitig klingeln ..."

Was ist mit dem Bewerbungsanschreiben?

Beim Bewerbungsanschreiben trennt sich die Spreu vom Weizen. Das Anschreiben ist die Kür beim anspruchsvollen Bewerbungsparcours. Den meisten meiner Kunden ist das Bewerbungsschreiben so verhasst wie ein Kaffeeeinlauf auf nüchternem Magen.

Ein Bewerbungsanschreiben macht Mühe. Sehr viel Mühe! Vor allem die Recherche dazu. Über das Unternehmen, über die Stelle und über sich selbst. Das Ziel dabei ist, die für die Position relevanten Informationen auf eine DIN-A4-Seite zu packen und dafür nicht mehr als 300 Wörter zu nutzen. Meines Erachtens ist es aber nicht kriegsentscheidend, wenn man etwas darüber liegt, aber eben nicht mehr als eine Seite. Ein Personaler hat selten Zeit und Muse, sich stapelweise Informationen durchzulesen, die meist so spannend sind wie die Gebrauchsanleitung eines Toasters.

Schreib spannend! Vor allem die Einleitung des Bewerbungsschreibens muss neugierig machen. Bei einem Krimi passiert meist in den ersten Minuten der Mord. Weshalb wohl?! Bitte nutze keine Phrasen wie "mit großer Freude habe ich in Ihrer Anzeige bei "Stepstone" gelesen". Geh in die Tiefe! Das Unternehmen hat ein Problem und mit deinen Fähigkeiten und deinem Know-how soll es gelöst werden.

Ein Bewerbungsschreiben ist eine Art Werbeflyer für sich selbst. Es muss catchen und inspirieren, weiterzulesen. Drescht keine Phrasen! Zeigt konkret an einem Beispiel auf, wie "gute Präsentations-Skills" aussehen. Nutz gerne auch ein ähnliches oder gleiches Wording wie in der Ausschreibung. Keine Abkürzungen! Ein Personaler hat keine Zeit zu googeln, ob es Übereinstimmungen mit der Stelle gibt. Er muss es auf einen Blick sehen.